Der 9. November ist ein Schicksalstag in der Deutschen Geschichte. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 beispielsweise setzten organisierte Truppen jüdische Geschäfte, Gotteshäuser und andere Einrichtungen in Brand und schändeten sie. Außerdem wurden tausende Jüdinnen und Juden misshandelt, festgenommen oder sogar getötet. So wurden rund 30.000 Jüdinnen und Juden in der Nacht und in den Tagen danach verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Allein infolge des NovemberPogroms 1938 starben in Deutschland mehr als 1.300 Menschen. Mehr als 1.200 Synagogen wurden zerstört, mehrere tausend Geschäfte und Wohnungen verwüstet.
Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 ging als Reichspogromnacht in die Geschichtsbücher ein. Und gleichzeitig eine Nacht, in der Antisemitismus und Rassismus offensichtlich wurde – ein Hass, der schließlich zum größten Völkermord in der deutschen Geschichte wurde.
Die Reichspogromnacht ist nun 85 Jahre her. Anlässlich dessen finden auch in Potsdam mehrere Veranstaltungen statt. Mit diesen soll den vielen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern, denen vor 85 Jahre ein ungeheuerliches Unrecht widerfuhr gedenkt werden, wie Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert in einer Pressemitteilung betont.
„Wir gedenken den Männern, Frauen und Kindern, die verhöhnt, gedemütigt, verfolgt wurden. Die millionenfach brutal ermordet wurden. Dieses unsägliche Leid ist mit Millionen von Namen verbunden“.
Am Abend des 9. November 1938 wurden auch in Berlin und Brandenburg jüdische Menschen attackiert, Synagogen zerstört, Geschäfte geplündert. In diesem Jahr wurde erneut an die Angriffe erinnert. 85 Jahre nach der Pogromnacht 1938 erinnerten viele Berliner und Brandenburger an die Opfer. Überschattet wird das Gedenken in diesem Jahr von dem Angriff der Hamas auf Israel. Reporter Ken Frege und Kameramann Marius Hamm waren am Jüdischen Friedhof in Potsdam vor Ort.
Zentrale Veranstaltung ist am Donnerstagabend am Platz der Einheit, am Standort der ehemaligen Synagoge neben der Hauptpost. Dort war eine öffentliche Gedenkveranstaltung, die von er Landeshauptstadt Potsdam und der jüdischen Gemeinde unter Mitwirkung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Potsdam und „Omas gegen Rechts“ veranstaltet wurde. Durch die Gedenkveranstaltung führt Susanne Krause-Hinrichs, Geschäftsführerin der F.C. Flick Stiftung. Rabbiner Ariel Kirzon und Stadtkirchenpfarrer Matthias Mieke gestalten gemeinsam den liturgischen Ablauf. Musikalisch wird die Veranstaltung von Hanna Weissgerber begleitet. Bei dem Gedenken machte auch Oberbürgermeister Mike Schubert seine Sorgen wegen zunehmenden Antisemitismus in Deutschland deutlich:
„Die Spannungen, die sich derzeit auf Israel explosionsartig entladen, führen auch zu Rissen in unserer Gesellschaft. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Antisemitismus um sich greift. Wir müssen ein Klima des Zusammenhalts schaffen, in dem Antisemitismus kein Nährboden findet. Aus dem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht ziehen wir unsere Verpflichtung, das Geschehene niemals zu vergessen, die Namen der Opfer zu ehren und deutlich Position zu beziehen gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit, gegen Gewalt und Ausgrenzung“